Mittelstandsnetzwerk AiF beklagt Nachteile bei Forschungsförderung

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Berlin – (dpa) Die mittelständische Wirtschaft hat vor einer anhaltenden Benachteiligung bei der Vergabe von Forschungsfördergeld gewarnt.

Das auf kleine und mittlere Firmen ausgerichtete Industrie-Forschungsnetzwerk AiF kann wegen fehlender Mittel nach eigener Aussage zahlreiche innovative Projekte nicht angehen. «Die Bedeutung des Mittelstandes wird zwar immer wieder hervorgehoben, doch man tut längst noch nicht genug dafür», sagte die AiF-Präsidentin Yvonne Karmann-Proppert.

Interview:
Zum gleichen Thema führte Frau Proppert auch ein Interview mit dem Südwestdeutschen Rundfunk SWR2, das Sie hier anhören können.

Hintergrund ist die Ankündigung der schwarz-roten Koalition, bis Ende 2017 drei Milliarden Euro mehr an staatlichem Geld für Forschung und Innovation bereitzustellen. Zwar seien 99 Prozent aller deutschen Unternehmen Mittelstandsfirmen, sagte Karmann-Proppert. Diese bekämen aber nur die Hälfte der Fördermittel in der Industrieforschung. Die andere Hälfte entfalle auf das restliche eine Prozent, die Großindustrie: «Insgesamt 90 Millionen Euro sind nötig, um bis Ende 2017 zumindest die dringendsten Forschungsprojekte bedienen zu können.»

Diese Aufteilung sei nicht mehr gerecht, kritisierte Karmann-Proppert im Nachrichtenmagazin «Focus». Die kleineren und mittleren Unternehmen hätten ihr Forschungspersonal zwischen 2005 und 2010 um gut ein Drittel aufgestockt, die größeren Betriebe nur um zwanzig Prozent.

Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) führt seit 60 Jahren Mittelstandsfirmen und Forschung zusammen. Viele kleine und mittlere Unternehmen haben keine eigenen Kapazitäten für Forschung und Entwicklung. Über das Netzwerk soll ihnen der Zugang zu neuen Technologien erleichtert werden.

Herzstück ist die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF), zweite Säule das Zentrale Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM). Seit 1954 lenkte die AiF mehr als 9,5 Milliarden Euro Fördermittel in neue Entwicklungen - 2013 waren es rund 490 Millionen Euro für insgesamt rund 11 000 Forschungsprojekte.

«Es gehen weit mehr Anträge ein, als wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen können», sagt Karmann-Proppert. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Anträge in der Industriellen Gemeinschaftsforschung um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen - der größte Zuwachs in der AiF-Geschichte: «Aber uns sind die Hände gebunden», beklagt die Unternehmerin. Jährlich seien 15 Millionen Euro zusätzlich nötig, um über drei Jahre 6000 Firmen zu fördern. Weitere 20 Millionen Euro wären 2014 bis 2017 für Leittechnologien erforderlich.

Von 843 IGF-Anträgen im vergangenen Jahr hätten 86 Projekte aufgrund fehlenden Geldes nicht realisiert werden können. Als Beispiel für nicht umgesetzte Vorhaben nannte die AiF-Präsidentin die Entwicklung von Spezialpapier zur Abschirmung elektromagnetischer Strahlung - was in der Medizintechnik und Kfz-Zulieferindustrie relevant sei. Die Ablehnung in Folge Geldmangels produziere auch Frust bei den externen, ehrenamtlichen Gutachtern, die Anträge umsonst aufwändig bewerteten.


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